Gönnen Sie sich eine Auszeit

Obwohl Arbeit positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben kann, kann sie sich nachteilig auswirken, wenn sie ununterbrochen und ohne ausreichende Pausen ausgeübt wird. Eine ein- oder zweiwöchige Auszeit, besonders von anspruchsvollen Tätigkeiten, bietet unmittelbare Vorteile, da sie Stress und Burnout reduziert und einen deutlichen Schub positiver Emotionen bewirkt.

Wenn man die Mitarbeiter:innen fragt, wie sie sich nach ihrer Rückkehr aus dem Jahresurlaub fühlen, werden sie wahrscheinlich berichten, dass sie sich fokussierter, erholter und motivierter fühlen, um wieder an die Arbeit zu gehen. Dies stimmt mit den Ergebnissen einer Studie der America's International Foundation of Employee Benefit Plans überein, was auch für Arbeitgeber erfreuliche Nachrichten sind.

Häufige Arbeitspausen tragen dazu bei, dass Angestellte um 40 % produktiver sind und weniger anfällig für Reizbarkeit, Depressionen, Vergesslichkeit und Müdigkeit sind als diejenigen, die ihren Jahresurlaub nicht nutzen. Zudem weisen die Studien auf eine Zunahme der Kreativität hin und einen Rückgang von Krankheitsfällen.

Nehmen wir genug Urlaub?

Bei der Untersuchung internationaler Jahresurlaubstrends stellten Forscher:innen fest, dass die Deutschen eine deutliche Vorliebe für längere Auszeiten haben: 69 % haben in den letzten 12 Monaten eine Woche oder mehr Urlaub genommen. Allerdings präsentieren andere Statistiken eine leicht abweichende Situation: 30 % der Angestellten haben ihren gesamten Jahresurlaub nicht genutzt, was Anlass zur Besorgnis gibt.

Warum nehmen wir uns keine Auszeit?

Die Gründe für diese Zurückhaltung, längere Auszeiten zu nehmen, können vielfältig sein. In der aktuellen Lage, insbesondere in Branchen mit Fachkräftemangel wie der Digitaltechnik, stehen viele dieser Expert:innen vor einer enormen Arbeitsbelastung und leiten geschäftskritische Projekte. Sie haben das überwältigende Gefühl, dass sie es sich schlichtweg nicht leisten können, eine Auszeit zu nehmen.

In einigen Fällen kann diese Situation ein Zeichen dafür sein, dass die Führungskraft selbst eine zu große Arbeitslast auf sich genommen hat und ihre Teams nicht ausreichend gefördert und befähigt hat, die Aufgaben gleichmäßiger zu verteilen. Wenn das Team ohne die Führungskraft nicht unabhängig arbeiten kann, deutet dies auf grundlegende Probleme in der Teamstruktur hin.

sagt Ralph Göller, Partner bei Odgers Berndtson Germany. 

Weitere Gründe, warum Führungskräfte ihren Jahresurlaub nicht vollständig in Anspruch nehmen, können ihre Hingabe an das Unternehmen oder die Marke, auch in schwierigen Zeiten, sowie ein Gefühl der Schuld sein, wenn sie ihren Kolleg:innen zusätzliche Arbeit auferlegen.

Um dem letzten Punkt zu begegnen, ist es von großer Bedeutung, die Praxis der frühzeitigen Urlaubsplanung für Führungskräfte zu fördern. Dieser proaktive Ansatz reduziert den Stress und ermöglicht eine effiziente Verteilung oder Einschränkung von Aufgaben während ihrer Abwesenheit. Die Gewissheit, dass ein:e gut vorbereitete:r Kolleg:in dringende Anfragen bearbeiten kann, beruhigt die Urlauber:innen und mindert die Versuchung, während des Urlaubs E-Mails zu checken.

Unscharfe Grenzen

Die Einführung hybrider Arbeitsmodelle hat die Grenzen zwischen persönlichem und beruflichem Leben verschwimmen lassen, was auch zu Verwirrungen in Bezug auf das Konzept des Jahresurlaubs führen kann. Zudem hat die Technologie diese Unterscheidung weiter verschwommen, da die Arbeit mit nur einem Klick ständig verfügbar ist.

In extremen Fällen nehmen Angestellte weniger Urlaubstage in Anspruch, da sie unsicher sind, ob sie sich während ihrer Auszeit vollständig von der Arbeit distanzieren können. Sie fürchten, dass Gedanken an die Arbeit unaufhörlich in ihren geistigen Raum eindringen und sie dazu verleiten, die Entscheidung, weiterzuarbeiten, zu rechtfertigen.

Diese Haltung kann entstehen, wenn Menschen übermäßig begeistert von ihrer Arbeit sind und prominenten Beispielen wie Elon Musk folgen, die ein extremes Engagement für ihre Arbeit legitimiert haben. Dennoch ist es wichtig zu erkennen, dass dies keine förderliche oder gesunde Situation ist.

Gesunde Urlaubskultur 

Unternehmen, die von Mitarbeiter:innen profitieren wollen, die regelmäßig Pausen einlegen, müssen zunächst eine Kultur der Angst vor Urlaubsanträgen beseitigen und aktiv eine Kultur fördern, die die Inanspruchnahme von Auszeiten begünstigt.

Führungskräfte sollten durch die vollständige Nutzung ihres Jahresurlaubs verdeutlichen, wie wichtig es ist, sich eine Auszeit zu gönnen.

In der Praxis sollte ein effektives System zur Überwachung der Nutzung des Jahresurlaubs durch Teammitglieder etabliert sein, einschließlich der geplanten Termine und der verbleibenden Kontingente. Durch regelmäßige Kommunikation und persönliche Gespräche sollte den Mitarbeiter:innen nahegelegt werden, ihren Jahresurlaub rechtzeitig zu planen. Zudem sollte der Urlaubsantragsprozess benutzerfreundlich gestaltet sein, sodass die Mitarbeiter:innen von jedem Gerät aus Anträge stellen können.

Wir haben erkannt, dass Menschen ihre beste Arbeit leisten, wenn sie sich in einem Unternehmen geschätzt und gefördert fühlen. Die Gewährleistung, dass jedes Teammitglied seinen Jahresurlaub in vollem Umfang in Anspruch nimmt, ist nur eine positive Strategie zur Förderung einer aufrichtigen Kultur der Pflege.

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