Führungskräfte müssen den offenen Diskurs und unterstützende Maßnahmen zur psychischen Gesundheit weiter vorantreiben.
In den letzten 20 Jahren hat das Thema „psychische Gesundheit“ nach und nach ihr Stigma verloren, und es wurde immer offener über das psychische Wohlbefinden und dessen Auswirkungen auf das tägliche Leben, einschließlich des Arbeitslebens, gesprochen. Aber wie groß sind die Fortschritte tatsächlich, und welche Rolle spielen Führungskräfte bei der Förderung des psychischen Wohlbefindens?
In den letzten zwei Jahrzehnten hat in Deutschland eine wachsende Anzahl von Arbeitnehmer:innen Psychotherapie in Anspruch genommen. In den letzten 20 Jahren hat sich die Zahl sogar fast verdoppelt.
Im Jahr 2002 waren fast 10 % der bewilligten beruflichen Rehabilitationsmaßnahmen in Deutschland auf psychische Erkrankungen zurückzuführen. Bis zum Jahr 2022 ist diese Zahl nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung auf fast 19 % angestiegen.
Ein großes Problem, aber eine kleine Stimme
In 2022 waren rund 20 % der berufstätigen Männer und Frauen in Deutschland so stark von Stress betroffen, dass sie ihren Arbeitsplatz aufgeben mussten. Angesichts dieser Zahlen ist es bedrückend, dass laut Statistica nur etwa 35 % der Menschen in Deutschland angaben, dass sie das Gefühl haben, sowohl mit ihren Kollegen als auch mit der Geschäftsführung an ihrem Arbeitsplatz offen über ihre psychische Gesundheit sprechen zu können.
Es besteht immer noch eine große Kluft zwischen denjenigen, die offen über ihre psychische Gesundheit sprechen, und denjenigen, die das nicht tun.
Diese Zahlen veranschaulichen das hohe Maß der Verantwortung, die Führungskräfte sowohl im Hinblick auf ihren direkten Einfluss gegenüber Mitarbeiter:innen als auch auf ihren Einfluss auf die Unternehmenskultur tragen, die für psychisches Wohlergehen sensibilisiert ist.
Der Einfluss einer Führungskraft
Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass der Einfluss einer Führungskraft auf die psychische Gesundheit ihres Teams einen besonders großen Einfluss hat. Für fast 70 % der Menschen, so die Forbes-Studie, hat ihre Führungskraft mehr Einfluss auf ihre psychische Gesundheit als ihr Therapeut oder ihr Arzt. Damit ist der Einfluss der Führungskraft auf die eigene mentale Gesundheit genauso groß wie der des Partners oder der Partnerin.
Für Führungskräfte werden diese Daten sicherlich ernüchternd oder augenöffnend sein. Sie spiegeln wider, wie viel Macht und Einfluss Führungskräfte auf ihre Mitarbeitenden haben und wie umsichtig sie damit umgehen müssen. Einigen Führungskräften wird dies sicherlich bewusst sein, anderen nicht. Fragen Sie sich: „Wie würde ich mich fühlen, wenn ich so behandelt worden wäre oder so mit mir gesprochen würde?“
Einfühlungsvermögen ist hier die wichtigste Eigenschaft. Und das kann so einfach sein wie die Frage, wie es den Menschen geht und ob sie bei einem besonders großen Herausforderung Unterstützung brauchen.
Nach Covid haben wir zumindest ein besseres Verständnis für die Überschneidung einer Person im privaten und im Arbeitskontext. Und für die potenziellen Schwächen eines jeden. Auf diesem Verständnis müssen wir aufbauen.
Führungskräfte können auch einen positiven Einfluss ausüben, wenn sie einige grundlegende Prinzipien beherzigen.
Kümmern Sie sich zuallererst um sich selbst, bevor Sie sich um andere kümmern. Sonst werden Sie keine Hilfe, sondern nur eine zusätzliche Last sein.
Viele Führungskräfte versuchen, ihre Teammitglieder vor Stress oder Herausforderungen zu schützen, indem sie die herausforderndste oder zeitaufwendigste Arbeit selbst übernehmen. Das ist keine gute Idee, und außerdem ein schlechtes Vorbild für andere. Wenn Ihre Mitarbeiter:innen zusehen, wie Sie Ihr eigenes Arbeitspensum bewältigen, und sich ihren Workload als Maßstab nehmen, übt das viel Druck auf alle Beteiligten aus. Es ist für alle besser, wenn Sie ihre Mitarbeiter:innen befähigen ihre Arbeit so effizient wie möglich zu bewältigen und Aufgaben delegieren, und sie somit auch befähigen Verantwortung zu übernehmen.
„Alle Menschen werden von ihrem Umfeld beeinflusst, aber Führungskräfte spielen dabei eine besonders große Rolle. Sie müssen die psychische Gesundheit als ebenbürtig mit jedem anderen Aspekt der körperlichen Gesundheit betrachten“, sagt Maximilian Contzen, Principal bei Odgers Berndtson Germany.
Wie man so schön sagt: "Geistige Gesundheit ist körperliche Gesundheit, und körperliche Gesundheit ist geistige Gesundheit.
Ein höheres Gut
Menschen, die sich zu einem gemeinsamen Ziel bekennen und gemeinsam ein großes Ganzes sehen, haben in der Regel ein besseres Verhältnis zu ihrer Arbeit und möglicherweise auch zu sich selbst. Dies gilt insbesondere in einer Welt des hybriden Arbeitens, in der es viel weniger persönliche Kontakte gibt und es viel schwieriger ist ein echtes Gemeinschaftsgefühl aufzubauen.
Jane Cathrall, Executive Director of People and Culture bei der Bank of England, wird vom CIPD wie folgt zitiert: „Das Gemeinschaftsgefühl muss aus einem gemeinsamen Ziel erwachsen, und das bedeutet, dass wir uns darauf konzentrieren müssen, welchem Zweck unsere Organisation dient. Dieses Gefühl eines gemeinsamen Ziels ist zusammen mit den persönlichen Beziehungen der Schlüssel. Die Rolle einer Führungskraft besteht heute mehr denn je darin, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich die Menschen wohlfühlen und diese Verbundenheit zur Organisation entstehen kann."
Eine kommende Verpflichtung
Zukünftig werden Führungskräfte und die Art und Weise, wie ihre Organisationen für ihre Mitarbeiter:innen sorgen, noch stärker in den Mittelpunkt rücken. Gemäß der EU-Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen müssen große EU-Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten in ihren Jahresberichten detaillierte Informationen über ihre Beschäftigten und diejenigen in ihrer Lieferkette bereitstellen.
Die Berichterstattungsstandards sehen vor, dass die Arbeitgeber:innen Informationen über die Vielfalt und die Zusammensetzung der Belegschaft (einschließlich befristet Beschäftigter), die Mitsprache der Beschäftigten und die Beziehungen zwischen ihnen, die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, Investitionen in Aus- und Weiterbildung sowie Gesundheits- und Sicherheitsfragen vorlegen müssen.
Führen mit Einfühlungsvermögen
Haben Sie die Führungskräfte, die eine Organisation schaffen können, die das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit der Mitarbeiter:innen fördert? Nach welchen Führungsqualitäten sollten Sie Ausschau halten?
Unser LeaderFit-Profilmodell kann Ihnen dabei helfen, sich ein Bild von denjenigen zu machen, die das Potenzial zum Erfolg haben könnten. Mithilfe einer einzigartigen Methodik zur Beurteilung von Führungskräften, die Persönlichkeitsdaten, Verhaltensmuster und die Einschätzung von Führungsexperten kombiniert, können wir ein Bild der individuellen Leistung in bestimmten Führungspositionen zeichnen.
Unsere Erfolgsbilanz bei der Beurteilung und Entwicklung von Führungskräften erstreckt sich auf börsennotierte Unternehmen, privat finanzierte Unternehmen und staatliche/nicht gewinnorientierte Organisationen.
Wenn Sie Ihre aktuellen Talentpläne oder Ihre individuellen Karrierepläne und -ziele besprechen möchten, zögern Sie bitte nicht, uns zu kontaktieren. Wir freuen uns darauf, von Ihnen zu hören.