
02 Dez 2015
Der CEO von morgen ist heute schon im Unternehmen
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Pressemitteilung: 4. DAX-Vorstands-Report
- 80 Prozent der Vorstandschefs werden aus internen Positionen berufen
- CFOs kommen häufiger von außen
- Nur jeder sechste CEO war vorher Finanzchef
"Stallgeruch" und Vorstandserfahrung sind für den Chefsessel eines DAX-Unternehmens unabdingbar: Rund 80 Prozent der Vorstandsvorsitzenden waren bereits vor ihrer Berufung im Unternehmen tätig. Dabei wurden fast alle Vorstandschefs aus Vorstandspositionen berufen. Die Finanz-Chefs der DAX-Unternehmen kommen dagegen häufiger von außen, nur 57 Prozent werden unternehmensintern rekrutiert. "Stallgeruch" wird aber auch bei ihnen wichtiger, wie der Anstieg gegenüber dem Vorjahr um gut 20 Prozentpunkte zeigt.
Dies sind die Ergebnisse des aktuellen DAX-Vorstands-Reports, mit dem die internationale Personalberatung bereits zum vierten Mal die Werdegänge der Vorstandsmitglieder von im Deutschen Aktienindex (DAX) notierten Unternehmen untersucht hat.
Chief Executive Officer (CEOs) in DAX-Unternehmen kommen mehrheitlich aus General Management-Positionen (52 Prozent), waren vorher also Vorstandsvorsitzende bzw. Geschäftsführer einer Tochtergesellschaft oder eines anderen Unternehmens. Deren Bedeutung hat jedoch in den vergangenen zehn Jahren deutlich abgenommen. 2005 waren noch drei Viertel der CEOs im DAX vor ihrer Berufung General Manager. Dagegen haben operative Bereiche wie Produktion und Fertigung als funktionale Herkunft an Bedeutung gewonnen: 2015 war jeder vierte CEO vor seiner Berufung für einen operativen Bereich verantwortlich.
Vorstandschefs, die als Chief Financial Officer (CFOs) vorher den Finanzbereich verantwortet haben, sind nicht die erste Wahl. Lediglich jeder sechste Vorstandsvorsitzende war vor seiner Berufung CFO. "Damit scheint die weitverbreitete These, der CFO sei der geborene Kronprinz, widerlegt zu sein", kommentiert Klaus Hansen, Geschäftsführer von Odgers Berndtson Deutschland und Leiter des jährlichen DAX-Vorstands-Reports, die Ergebnisse. "Trotz einiger Ernennungen von CFO zu CEO in der jüngeren Vergangenheit ist nicht zu erkennen, dass sich hier ein grundlegender Wandel vollziehen wird."
Kein "Fast Track" zum CEO
Eine bemerkenswerte Konstante ist das Alter der Vorstände: Das Berufungs- und Lebensalter der Vorstandsmitglieder im DAX hat sich trotz Krisen und fortschreitender Globalisierung in den letzten zehn Jahren praktisch nicht verändert. 53 Jahre waren die Vorstandsmitglieder zu den Betrachtungszeitpunkten im Durchschnitt alt. Mit rund 48 Jahren wurden sie in ihre Gremien berufen. Dabei ist ein DAX-Vorstandsmitglied im Schnitt bereits 12 Jahre im Unternehmen tätig, bevor er in die Vorstandsposition berufen wird. "Der typische DAX-Vorstand betritt den Pfad an die Spitze seines Unternehmens demnach bereits mit Mitte 30", erläutert Klaus Hansen. "Wer eine Vorstandsposition im DAX anstrebt, muss sich in seiner Karriere also sehr früh bewegen und rechtzeitig die relevanten Kompetenzen wie Führungsfähigkeit, interkulturelles Verständnis und Vor-Ort-Kenntnisse der Märkte entwickeln", so der Berater.
Mehr Frauen und Ausländer
Die Vorstandsgremien der DAX-Konzerne sind vor dem Hintergrund der gestiegenen Bedeutung der Auslandsmärkte internationaler geworden. 2005 betrug der Anteil der ausländischen Vorstände lediglich knapp 20 Prozent. Nach 30 Prozent im Jahr 2013 sind heute immerhin 27 Prozent aller DAX-Vorstände nicht-deutscher Herkunft. Der Anteil weiblicher Vorstände im DAX ist ebenfalls gestiegen - von 6 Prozent im Vorjahr auf aktuell 8,3 Prozent. Dennoch sind Frauen in den Führungsgremien der DAX 30-Unternehmen unverändert in der Minderheit. Einen weiblichen CEO wie zum Beispiel in US-amerikanischen Großunternehmen gibt es hierzulande nach wie vor nicht.
Weniger Zeit für die Unternehmenskontrolle
Die gestiegenen Anforderungen an die Unternehmensführung sowie der deutlich verschärfte Verhaltenskodex für Aufsichtsräte haben dazu geführt, dass DAX-Vorstände heute nur noch sehr wenige Aufsichtsmandate innehaben. Die Zahl der Aufsichtsratsposten, die ein Vorstandsmitglied parallel zu seinen Vorstandsaufgaben ausübt, ist in den letzten zehn Jahren von durchschnittlich 5 auf 3 gesunken. "Dies bedeutet zwar mehr Zeit für die Belange, für die man eigentlich bezahlt wird, aber auch einen signifikanten Verlust an Netzwerken, die manchem Vorstand in der Vergangenheit auch für die eigene Karriere sehr hilfreich waren", urteilt Geschäftsführer Hansen.
Wirtschaftswissenschaftler dominieren
Vorstände ohne akademischen Abschluss sind unter den rund 190 Vorstandsmitgliedern im DAX die Ausnahme. Während es 2005 noch 14 Vorstände in DAX-Unternehmen ohne absolviertes Studium gab, sind es 2015 nur noch 4 Vorstände, die keinen akademischen Abschluss haben. Die Studienabschlüsse der Vorstände im DAX verteilen sich im Wesentlichen auf die vier Bereiche Wirtschaftswissenschaften, Ingenieurswissenschaften, Jura sowie Naturwissenschaften. Während Natur- und Ingenieurswissenschaften sowie Jura in den letzten Jahren leichte Rückgänge verzeichnen, sind die Wirtschaftswissenschaftler auf dem Vormarsch. Die Hälfte der DAX-Vorstände besitzen hier ihren Abschluss.
Promotion hat stark an Bedeutung verloren
Hatten 2005 noch mehr als die Hälfte der DAX-Vorstände einen Doktortitel, waren es 2015 nur noch 38 Prozent, die promoviert haben. Grund hierfür ist vor allem die abnehmende Bedeutung und geringere gesellschaftliche Anerkennung der Promotion im Bereich der Wirtschafts- und Rechtswissenschaften. An ihre Stelle sind größtenteils andere, praxisbezogenere Zusatzausbildungen, wie beispielsweise der MBA, getreten. In den Natur- und Ingenieurwissenschaften ist die Promotion dagegen nach wie vor ein fester Bestandteil der akademischen Ausbildung und Ausdruck einer fachlichen Tiefe.
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