
06 Nov 2018
Bootcamp für Programmierer
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OBSERVE-Redakteur Jonathan Arnold berichtet über das weltweite Phänomen der Coding-Bootcamps.
Bootcamps für junge Techies schießen gerade überall wie Pilze aus dem Boden. Intensive Programmierkurse, die von ein paar Tagen bis einige Monate dauern, werden online oder als Präsenzschulungen durchgeführt. Das Ziel: Den Lernenden die gewünschte Programmiersprache so schnell wie möglich beizubringen.
Die Bootcamps versprechen praktische Erfahrungen, inspirierende Vorträge und intensives Lernen. All diese Faktoren können zu einem attraktiven Einstiegsgehalt in der lukrativen Welt der Softwareentwicklung verhelfen.
Auf der Überholspur
Die School of Accelerated Learning in Hyderabad in Indien bietet z. B. ein 14-wöchiges Vollzeit-Bootcamp für Programmierer an. Das Exponent Program in Web Development hilft Kursteilnehmern dabei, „die Grundlagen von Full-Stack JavaScript mit Schwerpunkt auf React, NodeJS, Datenbank-Design und APIs zu meistern“.
Die Kernelemente dieses Kurses sind Meta Learning, ein umfassender Lehrplan, flexible Kurse, Learning-by-Building und hervorragende Lehrkörper. Die Dozenten sind allesamt erfahrene Softwareentwickler, welche die Konzepte durch Vorlesungen, Live Coding, inspirierende Vorträge und praktische Demos vermitteln.
„Flexible Klassen“, „inspirierende Vorträge“ – so geht Lernen 2018.
Die Schule sucht nach Bewerbern, „die leidenschaftlich gerne Lernen, wie man in einer kollaborativen, immersiven und beschleunigten Atmosphäre Software entwickelt“. „Immersiv“ und „beschleunigt“ sind hier die Schlüsselbegriffe. Dies ist nur für Personen geeignet, die bereit sind, hart zu arbeiten!
Praktische Erfahrung
Ein ähnlicher Kurs fand im August 2018 statt: Ein einwöchiges Vollzeit-Bootcamp in London mit den Schwerpunkten React, Redux und GraphQL. Das Bootcamp warb mit einer „extrem schnellen, intensiven Lernerfahrung“.
Über einen Zeitraum von sieben Tagen arbeiteten Coaches und Mentoren Seite an Seite mit Bootcamp-Teilnehmern, um das React-Ökosystem zu erlernen und React-Spezialist zu werden.
Reed UK, eine der weltgrößten Arbeitsvermittlungsagenturen, merkte an: „Viele Coding-Bootcamps verfolgen einen praktischen Ansatz. Statt also viel Zeit in Vorlesungen zu verbringen, wenden Sie Ihre Fähigkeiten in einer Reihe praktischer Übungen an.“
„Die Branche hat Zuwachsraten von 150 % und das durchschnittliche Einstiegsgehalt für Webentwickler liegt bei mindestens 30.000 GBP. Es gab noch keinen günstigeren Zeitpunkt, um mit dem Programmieren anzufangen!“
Kein Job, keine Kursgebühren
Diese intensiven Kurse verbreiten sich derart rasant, dass cio.com kürzlich eine Liste der Top 10 Coding-Bootcamps herausgegeben hat. Den ersten Platz belegt AppAcademy, ein intensives Vollzeit-Schulungsprogramm für „Full-Stack Programmierer“, das zwölf Wochen läuft. Es sind keine Programmiervorkenntnisse erforderlich. „Die Schulungsteilnehmer nutzen praktische Projekte, um Ruby on Rails- und JavaScript-Anwendungen zu erstellen und erlernen die Kniffe der Webentwicklung in einer vollständig immersiven Umgebung.“
Interessanterweise bietet AppAcademy die Möglichkeit eines Zahlungsaufschubs, bei dem die Kursteilnehmer die Kursgebühren in Höhe von 17.000 USD nur dann zahlen müssen, wenn sie nach Abschluss des Programms innerhalb von zwölf Monaten einen Job finden.
Nachhaltiges Wachstum?
Diejenigen, die im Rahmen eines Bootcamps eine oder mehrere Programmiersprachen erlernen, können sich meist direkt nach Abschluss des Kurses auf einen Job mit einem Einstiegsgehalt von durchschnittlich ca. 69.000 USD p.a. bewerben. Eine attraktive Perspektive für jeden, der eine traditionelle (und langsame) Ausbildung in einem großen Unternehmen umgehen möchte.
Zerplatzt die Bootcamp-Blase bald?
Im Herbst 2017 berichtete Reuters, dass das Angebot mit „Programmen überlaufen [war], die behaupten, Teilnehmern die Fähigkeiten, die sie benötigen, um einen Job als Programmierer zu finden, in nur wenigen Wochen zu vermitteln. Dieses Jahr haben bereits acht Schulen dichtgemacht oder angekündigt, dass sie bald schließen werden.“
Reuters berichtet weiter: „Zusammengefasst erwarten die Bootcamps, im laufenden Jahr (in den USA und Kanada) mehr als 23.000 Teilnehmer zu schulen. Das ist mehr als doppelt so viel, wie die 10.333 Kursabsolventen im Jahr 2015.“
Falls Sie interessiert daran sind, Programmiersprachen zu erlernen und in die Thematik der Softwareentwicklung einzusteigen – und schnell gutes Geld zu verdienen – könnte ein Coding-Bootcamp Ihre Eintrittskarte sein. Doch wählen Sie mit Bedacht: Der Wettbewerb auf dem Gebiet wird immer stärker. Machen Sie sich auf militärisch-intensives Training gefasst – immerhin heißt es nicht umsonst „Bootcamp“.
Dieser Artikel erscheint in der neuesten „Talent and Potential“-Ausgabe des Odgers Berndtson-Magazins OBSERVE.